Das ist durchaus möglich. Wenn Sie vielleicht nach einigen Tagen oder Wochen einen Brief vom ehemaligen Pfarramt bekommen, keine Angst! Sie haben nichts falsch gemacht. Mittlerweile hat der Staat die Kirche über Ihren Austritt informiert. Und zwar landet das Schreiben der kommunalen Behörde dann in dem Pfarramt, zu dessen Bezirk Ihr erster Wohnsitz gehört.
In den Amtsstuben der Kirchen liegen vielfach vorformulierte Briefe bereit, in denen der Pfarrer sein Bedauern über Ihren Schritt ausdrückt.
Doch was immer man dort über Sie denkt - eines ist gewiss: Wer verliert schon gern die Kuh, die er bisher gemolken hat! Meistens bietet Ihnen der Pfarrer ein Gespräch an, das Sie höflich und bestimmt ausschlagen können, wenn Sie nicht mit dem Pfarrer reden wollen.
Seit Ende September 2012 erhalten alle Bürger, die aus der katholischen Kirche ausgetreten sind, automatisch ein Schreiben bekommen, dass Sie über den bereits erfolgten Austritt noch einmal mit dem Priester reden können. Dieser soll Ihnen dann noch einmal verdeutlichen, welche kirchlichen "Rechte" Sie verlieren (die Sie auch gar nicht mehr brauchen) und dass Sie nun später angeblich in eine angeblich ewige Hölle müssen, was die Kirche für alle Zeiten "unfehlbar" so beschlossen hat. Und der Priester ist kirchenamtlich ermächtigt, Sie sogleich wieder in die Kirche aufzunehmen, wenn Sie dem Druck, den Drohungen oder den honigsüßen Argumenten, die er Ihnen vorhält, nicht standhalten, wenn Sie Ihren Kirchenaustritt "bereuen" und wieder reuevoll bitten, doch wieder in die Kirche aufgenommen zu werden.
Doch Sie brauchen überhaupt nicht zu reagieren, wenn Sie nicht wollen. Es passiert Ihnen nichts! Sie haben keine Verpflichtungen mehr gegenüber der Kirche und brauchen sich von niemandem ein schlechtes Gewissen oder Ängste einreden zu lassen. Sie haben den Austritt geschafft. Und selbst wenn der Priester trotzdem ungefragt an Ihrer Haustüre klingelt, können Sie ihn höflich aber bestimmt wieder wegschicken. Denn es handelt sich weder um die Polizei noch um den Stromableser noch um einen Gerichtsvollzieher.

Wenn Sie es sich zutrauen, können Sie den Priester ja einmal fragen, ob er mit Ihnen über die Rückzahlung von Kirchensteuern oder die Rückerstattung von Spenden verhandeln möchte, die Sie in den letzten Jahren bezahlt haben, weil Sie sich z.B. in der Kirche getäuscht hatten. Hätten sie so manches gewusst, so sagen heute viele - wären sie also wahrheitsgemäß über alles aufgeklärt worden - wären sie schon viel früher ausgetreten.
Oder Sie könnten die Gelegenheit nutzen, um dem Pfarrer klar zu machen, dass Sie auch aus dem Taufregister gestrichen werden wollen. Bei von der Kirche als "Sekten" verteufelten Minderheiten ist es nämlich meist selbstverständlich, dass "Aussteiger" komplett gestrichen werden, wenn sie nichts mehr damit zu tun haben wollen. Das sollte man dann erst recht von der Kirche verlangen, was diese jedoch bis jetzt noch verweigert.
Deshalb bei solchen Gesprächen, falls Sie diese nicht doch wünschen, grundsätzlich höchste Vorsicht! Priester sind rhetorisch in der Regel sehr geschickt und argumentativ meist "mit allen Wassern gewaschen", da sie eine entsprechende Predigt- und Gesprächsausbildung durchlaufen haben und darin fortgesetzt geschult werden. Erst wenn der Priester keine Chance mehr sieht, eines seiner Ziele zu erreichen, wird er für sich das Gespräch beenden.