Sehr geehrter Papst Franziskus,

„die Welt, nach der sich alle sehnen, ist eine Welt voll Harmonie und Frieden.“ Das sagten Sie Anfang September 2013 in Rom bei einem Friedensgebet für Syrien. Und Ende Mai 2014 sagten Sie im Libanon zu Bürgerkriegsflüchtlingen aus Syrien: „Wir alle wollen den Frieden.“ Dies ist sicher der innigste Wunsch fast aller Menschen.

Ich fand es auch bemerkenswert, wie Sie den Waffenhändlern die Meinung gesagt haben. Doch manchmal denke ich mir: Der Papst sagt oft richtige Dinge. Doch wie sieht es in seiner Kirche aus?

Ich habe in den vergangenen Jahren einiges gelesen, auch über die Finanzen der Kirche, etwa folgendes:

► Der größte italienische Rüstungskonzern Finmeccanica z.B. wurde maßgeblich mit vatikanischen Investitionsgeldern zu seiner derzeitigen Größe ausgebaut. Das fand Nino Lo Bello schon in den 60er Jahren heraus. Im Internet findet man auch aus neurer Zeit immer wieder Meldungen über gemeinsame Kongresse von Vatikan und diesem Konzern. Die Zusammenarbeit ist also wohl noch längst nicht beendet zu sein ...
► Ihr eigener Orden, die Jesuiten, unterhalten nach einer Meldung der österreichischen Wirtschaftszeitung Format (25.3.13) ein „Milliardenimperium“. Es heißt dort wörtlich: „Auch der amerikanische Flugzeughersteller Boeing befindet sich zu einem kleinen Teil in der Hand der Mönche. Dass damit auch im internationalen Rüstungsgeschäft mitgemischt wird, scheint nicht besonders zu stören.“
► Der deutsche Politologe Carsten Frerk fand in seinem Buch „Finanzen und Vermögen der Kirchen“ heraus, dass die großen Kirchen in Deutschland nicht nur über eigene Banken verfügen, sondern auch über kirchliche Investment-Fonds, und auch die halten zumindest teilweise Aktien von Konzernen, die eng mit der Rüstung verflochten sind.
► Der vor wenigen Monaten verstorbene deutsche Schriftsteller Karlheinz Deschner, den ich wegen seiner Unbestechlichkeit sehr schätze, listete schon vor Jahrzehnten zahlreiche Aktienpakete und Firmenbeteiligungen auf, die der Vatikan bei US-amerikanischen und deutschen Stahl- und Rüstungsfirmen unterhält.

Diese Aufzählung ließe sich fast endlos verlängern. Werter Papst Franziskus: Wäre es nicht an der Zeit, dass die Kirche sich von diesen weltlichen Gütern trennt, die das Unheil und Verderben unter den Menschen dieser Erde immer noch weiter vergrößern? Macht sie sich nicht am Unglück der Menschheit mitschuldig mit jedem Tag, an dem dies nicht geschieht?

Könnte die Kirche nicht statt dessen mit diesen Milliarden und Abermilliarden ungeahnt viel Gutes unter den Menschen bewirken, vor allem für die Armen und Entrechteten, deren Situation Sie immer wieder zum Thema machen? Würde das nicht die Glaubwürdigkeit Ihrer Worte erheblich untermauern?

Bitte geben Sie mir Antwort! Denn der Hunger nach Gerechtigkeit und Frieden ist wahrlich groß in dieser Welt. Und wer kann ihn in der Praxis stillen, wenn nicht die Reichen, die ihre Möglichkeiten verantwortungsvoll nutzen? Und zu diesen Reichen gehören nun mal – jedenfalls bisher – auch reiche Institutionen wie z.B. die katholische Kirche. Wofür sie ihr Geld einsetzen, das ist wegweisend für die Zukunft.

Ich warte auf Ihre Antwort. Und ich werde sie – wie diesen Brief – im Internet veröffentlichen, damit viele Menschen erfahren, wie es auf unserer Erde weitergeht.

Bis dahin verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen
Petra Duschner